Thematik : Keil und Bogen

Seit einigen Jahren arbeite ich zum Thema „Keil und Bogen“. In meinen früheren Bildern verspielter Vielfalt tauchten immer wieder das keilig Spitze und bogig Runde auf. Ende der 80er begann ich nun, diese Elemente reduziert und essentiell zu sehen, zu suchen, zu finden, zu erfinden, in Zeichnungen festzuhalten, mich in Malerei zu probieren und unseren heimischen Muschelkalk zu behauen. Die Bearbeitung von Holz und Stahlblech kam später hinzu.

Thematisch-künstlerisches Arbeiten beinhaltet durchaus etwas Forschendes, wobei nicht die Ratio sondern Intuition der Ratgeber ist. Folgende Beobachtungen habe ich gemacht: Das bogig Runde entstammt dem Kreisbogen und repräsentiert das weiblich-Integrative, in sich Ruhende als eine immer wieder in sich selbst mündende Linie. Das keilig Spitze wird durch zwei sich schneidende Linien (auch gebogene) gebildet und verkörpert das männlich-expansive Voranschreitende. Das weiblich in sich Ruhende kann auch Stagnation beinhalten, das männlich Voranschreitende Aggression bedeuten.

Die Formgebung von Keil und Bogen spielt sowohl in der Evolution der Natur als auch in der zivilisatorischen Entwicklung des Menschen eine Rolle. In der Natur beispielsweise finden wir den Keil in der Spitze der Pflanze, die durch die Erde dringt, von der Sonne gezogen, aber auch als wehrhafter Stachel, im Horn des Büffels und in den Zähnen der Tiere. Der Bogen liegt den Sternen, Planeten und ihren Bahnen zugrunde. Pflanzenstängel und Baumstämme, viele Körperteile und Körperformen sind durch das bogig Runde geprägt.

Oft tritt Keil und Bogen kombiniert, sich ergänzend auf, wie bei den Hörnern und Zähnen. In der zivilisatorischen Entwicklung der Menschen findet man die Keilform in Werkzeugen und Waffen wieder. Dem Rad, als bedeutendster Erfindung des Menschen und Element der Architektur liegt der Bogen zu Grunde.

In meiner hier präsentierten Malerei gibt es neben der reduzierten Figürlichkeit des Vordergrundes die verspielte Vielfalt des Hintergrundes.